Aktienmarkt heute

Preisverfall: Konjunkturboom und -algorhythmen lasten auf Dax und Dow

Gute Wirtschaftsnachrichten sorgten seit Jahren für steigende Kurse - jetzt schicken sie Investoren auf die Straße. Und wer hätte geglaubt, dass "Heute Journal"-Moderator Claus Kleber auch Börsenexperte ist? Der ZDF-Mann kam am Donnerstag im Rahmen einer Gesprächsrunde im Hamburger SPIEGEL zu einem Gespräch über die aktuellen Börsenturbulenzen.

Konjunkturboom und Lohnerhöhungen als Anlass für einen Kursverfall an der Börse haben etwas zu dieser Annahme beigetragen: Das US-Arbeitsministerium gab anfangs Februar bekannt, dass die Loehne und Gehaelter in den USA im Jänner staerker angestiegen seien als seit 2009. Danach gaben die Börsenkurse deutlich nach, Dow Jones Aktienmarktcharts und Nasdaq Aktienmarktcharts sowie der führende Index Dax Aktienmarktcharts haben seit ihren Rekordständen bereits mehr als 10 Prozentpunkte nachgegeben.

Im Rampenlicht steht, wie sich das Börsendenken um 180° verändert hat: Die positiven Konjunkturnachrichten hatten bisher über mehrere Jahre hinweg zu einem stetigen Kursanstieg geführt. Aber das ist jetzt anders: Jede Nachricht von starkem Wirtschaftswachstum, steigender Arbeitslosigkeit oder guten Auftragswerten führt zu einem Flugreflex bei den Anlegern.

Die Börsenhausse der letzten Jahre ist auf viel Geld aufgebaut: Im Nullzinsbereich waren die Investoren gezwungen, Anteile und Liegenschaften zu kaufen, anstatt ihre Ersparnisse bei den Kreditinstituten ansäuern zu müssen. In der Folge stiegen die Börsenbewertungen weiter an. Jetzt sorgen viele Investoren dafür, dass die in den letzten Jahren erwirtschafteten Erträge in sicheren Händen sind - weil sie befürchten, dass gute Wirtschaftsnachrichten die Preise weiter dämpfen werden.

Es mangelt nicht an positiven Neuigkeiten. "Die konjunkturelle Lage ist nach wie vor stark", sagt Sameer Samana, Markt-Stratege am Wells Fargo Investment Institute. Der Euroraum ist 2017 um 2,5 Prozentpunkte gewachsen, das stärkste Wachstum seit Beginn der Finanzmarktkrise vor zehn Jahren. Experten gehen davon aus, dass die Weltwirtschaft 2018 noch stärker wachsen wird.

Die meisten Händler vermuteten zu Jahresbeginn noch, dass die US-Notenbank die Zinssätze im Jahr 2018 um das Dreifache anheben würde. "Für Investoren ist das grösste Gespenst der rasant steigenden Zinsen", sagt Robert Phipps, Director bei Asset Manager Per Stirling Capital.